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Überzeugt: Der hessische Landgraf unterstützt die Reformation

Warum sind viele Menschen in Hessen evangelisch? Einer der Gründe ist, dass der Landgraf "Philipp der Großmütige" im 16. Jahrhundert die evangelische Lehre in Hessen einführen ließ. Der Landesherr hatte die Gedanken der Reformatoren Martin Luther, Huldrych Zwingli und Martin Bucer aufgegriffen und sie als Wertmaßstab für politische Entscheidungen genutzt. Als politischer Führer der Reformation setzte Philipp den protestantischen Glauben in Hessen durch und legte somit den Grundstein für die erste hessische Landeskirche.

Philipp von Hessen wuchs in eine Zeit hinein, in der religiöse Gewissheiten plötzlich nicht mehr galten. Das Mittelalter endete und die Neuzeit war unter anderem mit der Entdeckung Amerikas bereits angebrochen. Technische Erfindungen wie der Buchdruck ermöglichten eine rasche Verbreitung der Gedanken Luthers. Im hessischen Raum tauchten 1520 die ersten evangelischen Prediger in Frankfurt am Main auf.

Landgraf Philipp von Hessen war gerade 13 Jahre alt, als Martin Luther seine Thesen gegen den Ablass veröffentlichte und damit die Reformation in Deutschland einläutete.

Fünf Monate später erklärte Kaiser Maxmilian Philipp für mündig und er übernahm von seiner Mutter die Regierungsgeschäfte, da sein Vater schon seit zehn Jahren nicht mehr lebte. Vom lutherischen Gedankengut hörte Philipp möglicherweise bereits in seiner Kindheit, denn sein Vormund war für einige Jahre der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise. An dessen Universität Wittenberg lehrte der Reformator Luther seit 1512 als Theologie-Professor.

Begegnung mit Luther

In Kontakt mit der Lehre Martin Luthers dürfte Philipp auch über seinen Kanzler und Berater Johann Feige von Lichtenau gekommen sein. Dieser hatte in Erfurt studiert und war ein Freund Martin Luthers. Am Hofe Philipps hatten die Ideen Luthers bereits Fuß gefasst.

Ein Kanzleischreiber drohte in einem Brief an Kollegen, die sich gerade auf dem Wormser Reichstag 1521 aufhielten: "Verseht ihrs und bescheißt euch in der Weisheit, dass ihr etwas wider Luthern handelt, so kommt nicht wieder. Wir schlagen alle für tolle Hunde tot!"

Der 17-jährige Philipp suchte auf diesem Reichstag Martin Luther in seiner Unterkunft auf. Zum Abschied sagte Philipp zu ihm: "Habt Ihr Recht, so helfe euch Gott."

Vor dem Kaiser und den Fürsten hatte sich Luther auf dem Reichstag geweigert, seine Schriften zu widerrufen: "Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir! Amen." Am Ende des Reichstages ließ Kaiser Karl V. Luthers Lehre durch das Wormser Edikt verurteilen.

Der diplomatische Vertreter des Papstes Hieronymus Aleander bemerkte während des Reichstages, dass der junge Landgraf wohl von "übelster erzlutherischer Gesinnung" sei, da sich der Landgraf auch für das freie Geleit Luthers eingesetzt hatte. Dennoch gehörte Landgraf Philipp noch den "Altgläubigen" an, noch war er nicht überzeugt vom evangelischen Glauben.

Vom Saulus zum Paulus

Inzwischen gab es auch in Hessen Prediger, welche die reformatorischen Ideen verbreiteten: In Immenhausen predigte Bartholomäus Riseberg, in Alsfeld verkündete schon 1521 Tilemann Schnabel das Evangelium. 

Schnabel war ein von Luther promovierter Doktor der Theologie. Luther zeigte sich später über das Wirken Schnabels in Alsfeld begeistert: "Gott hat diese Stadt erleuchtet, dass sie die erste des Hessenlandes ist, welche das wahre Evangelium angenommen hat."

Landgraf Philipp teilte diese Freude keinesfalls. Er stellte sich zunächst gegen die reformatorische Bewegung und ging gegen lutherisch predigende Priester vor: der evangelische Prediger Schnabel musste Hessen verlassen. Auch für Bartholomäus Riseberg endete seine Predigttätigkeit: Er wurde in einen Turm in Grebenstein gefangen gehalten, aus dem er 1523 in abenteuerlicher Weise floh.

Doch ein Jahr später entschied sich Landgraf Philipp für den von Luther formulierten Glauben. Wie kam es dazu? Wahrscheinlich überzeugten ihn die Gespräche mit seinen lutherisch gesinnten Hofleuten in Kassel, die Lektüre reformatorischer Schriften und die lutherische Bibelübersetzung. 

Als Philipp im Frühsommer 1524 zu einem Fürsten-Treffen nach Heidelberg reiste, begegnete er nördlich von Frankfurt dem Reformator Philipp Melanchthon, Professor und Mitstreiter Luthers in Wittenberg. Philipp von Hessen stellte Melanchthon einige theologische Fragen, doch der Reformator beendete die Unterredung so schnell wie möglich. Melanchthon befürchtete "Unberechenbarkeiten", da der Landgraf noch dem "alten Glauben" angehörte. Im Herbst, nachdem der Landgraf sich bereits der Reformation angeschlossen hatte, schickte ihm Melanchthon die Schrift „Summe der christlichen Lehre“ auf Latein, welche die Grundzüge der reformatorischen Lehre enthielt. Gewidmet war sie dem Landgrafen.

Mit seinem Übertritt zum evangelischen Glauben duldete Philipp von Hessen nun evangelische Prediger in seinem Territorium. Dies galt auch für Tilman Schnabel. Er kehrte im Jahr 1526 auf Wunsch der Einwohner Alsfelds in diesen Ort zurück. 

Öffentlich erscheint Philipp als bekennender Lutheraner erstmals 1526 beim Reichstag in Speyer zusammen mit Kurfürst Johann von Sachsen, der zu den ersten fürstlichen Anhängern Luthers gehört. Über seine Herberge lässt Philipp den Wahlspruch setzen: VDMIAE. „Verbum domini manet in eternum – Gottes Wort währt in Ewigkeit“. 

Die offizielle Einführung der Reformation in Hessen setzte Philipp dann nach diesem Reichstag durch. 

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Ich merke, der weite Raum
entsteht nicht in mir und durch mich.
Er entsteht, weil andere da sind,
die mir Räume eröffnen,
gnädig umgehen mit meinen Schwächen,
sich einsetzen für einen menschenwürdigen Umgang
mit allen Menschen.

(Melanie Beiner zu Psalm 31,9)

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